Der Kern von Burnout 2 ist eine simple Lektion: Fahre wie ein Idiot, und du baust einen Unfall. Doch obwohl du schon recht verrückt sein musst, mit über 200 km/h auf dem Tacho über den Grünstreifen zu fahren und danach frontal in den hupenden Autobahnverkehr zu rasen, macht es jede Menge Spaß, wenn der Tacho, der Grünstreifen und der besagte Verkehr sicher in deinem TV verstaut sind. Falls du die knisternde Tempoorgie des letzten Jahres verpasst haben solltest, führt Burnout 2 dich mit Offensive Driving 101 ein, einem kurzen Intensivkurs in den 'Regeln' der Straße. Auf der falschen Straßenseite fahren, um Kurven schlittern, böse Zusammenstöße mit dem restlichen starken Verkehr um Haaresbreite vermeiden, an Hügeln mit Hochgeschwindigkeit deine Reifen vom Boden abheben lassen - all das bewegt deine Risikoanzeige weiter darauf zu, einen Kolben schüttelnden Geschwindigkeitsboost freizuschalten. Merk dir das gut. Denn im Haupt-Championship-Modus werden es deine drei vom GameCube gesteuerten Rivalen genießen, deine Windschutzscheibe mit Kies zu sprenkeln, es sei denn, du verdienst dir einen Boost nach dem anderen. So ist das Rennfahren immer ein Schwindel erregendes Hochgeschwindigkeitsspiel mit der Gefahr, wenn du die herrlich zuckende Steuerung nutzt, um hier so eben an einem Bus vorbeizukommen, dort fast mit einem entgegenkommenden Laster zusammenzustoßen oder einen Kurs über eine verkehrsreiche Kreuzung zu steuern, während deine Augen vor Angst fest geschlossen sind. Die Strafe, falls du das Spiel verlierst: eine der Burnout-typischen Massenkarambolagen, wobei eine unglaublich scharfe Kamera aus der Vogelperspektive Bruchstücke von Reifen und Stoßstangen zeigt, die über den Kies rollen, und die Überbleibsel des Wagens, der in einem anmutigen Bogen durch die Luft fliegt, um auf einem ahnungslosen LKW zu landen. Sattelschlepper bremsen mit quietschenden Reifen und stellen sich quer über ganze Fahrbahnen; Autos kippen um, wobei die Fenster und Scheinwerfer bersten, und die verlassene Hülse deines zerknitterten Wagens bleibt ein paar Sekunden ruhig sitzen, bevor er wieder ins Rennen gebracht wird - völlig repariert. Mit mehr Fahrzeugen, mehr Luftsprüngen und Saltos à la Hollywood und mehr Funken, wenn Metall über den Asphalt schrappt, lässt Burnout 2 die Zusammenstöße seines Vorgängers fast niedlich aussehen. Burnout 2 hat außerdem einen zufrieden stellenden stärkeren Fokus auf Boosts als sein Vorgänger - die Risikoanzeige füllt sich rascher, und das Spiel ermutigt dich dazu, Boosts zu kombinieren, so dass du ganze Runden mit realitätsverzerrender Geschwindigkeit absolvieren und dabei fast das Bewusstsein verlieren kannst, wenn die Landschaft an dir vorbeirast und die Lautstärke des Soundtracks ansteigt, während verzerrte Gitarren ihre Anerkennung dröhnen. Das Resultat all dieser Extrageschwindigkeit - die besten Dinge in Burnout sind jetzt noch besser. Das Quietschen und Rumpeln deiner Reifen auf dem Grünstreifen. Ein wenig zu weit steuern und fühlen, wie die Reifen bei 200 km/h langsam deiner Kontrolle entgleiten. Und das Beste von allem - Seite an Seite mit einem Konkurrenzrennfahrer auf den Horizont zurasen und ihn dann sanft, doch entschlossen in den Pfad eines entgegen kommenden Lastwagens zu schubsen. Doch all das hätte keinen Wert, wenn die Strecken von Burnout 2 nicht den Erwartungen entsprächen. Glücklicherweise sind sie vorzüglich. Die laaangen 5-Minuten-Runden der Betonspaghettis des Interstate Loop, alles weite Kurven und erfreulich breite Geraden, sind ein großartiger Start. Sie werden abgelöst von den riesigen Sprüngen à la San Francisco und den herrlich quietschenden Kurven von Palm Bay Heights, den prachtvoll weiten Kurven des Neonparadieses Sunrise Valley und dem atemberaubenden Airport Terminal - häufig triefend mit einem faszinierenden Regeneffekt, doch immer eine Muskeln spannende Fahrt aufgrund schmaler Tunnel und unerwarteter Kreuzungen und Ausfahrten. Jeder, der das originale Burnout geliebt, gespielt oder auch nur einen flüchtigen Blick darauf erhascht hat, wird keine Ermutigung brauchen, um diese zweite Folge in Angriff zu nehmen - besonders wegen der genussreichen, aufregenden neuen Modi wie Pursuit (Polizeiautojagden, bei denen Kriminelle arm dran sind) und Crash (Crashtest auf der Basis zahlreicher Kreuzungen). Neulinge sollten ihre vernünftigen Autohandschuhe auf der Stelle zerreißen und herausfinden, wie viel Spaß es machen kann, ein Narr zu sein. |